Lieber einmal zuviel Stolpern als einmal zuwenig den Horizont zu beobachten

Tagesgeschäftlich sind wir ausgelastet. Wir hasten durch unsere Aufgaben, durch die Flure, die Kantine, die manager-gefüllte Stadt der Mittagszeit, die Rush-Hour am Morgen und Abend, hin und zurück.

Ständig den Blick am Boden, an der Stoßstange des Vordermannes, tief in den Excel-Sheets, den kleinen Kerben im Schreibtisch, von unseren Fingernägeln, dem Tacker, der unser Leben zusammenhält, unserer Stirn, die wir sonst niemandem mehr bieten.

Dort vor uns, in greifbarer Nähe aber finden wir nichts. Keine Antworten, keine Herausforderung, keine Befriedigung. Nur Ablenkung von dem, was wirklich wichtig ist. Ablenkung vom wahren Leben, Ablenkung von unserer Zukunft, unseren Träumen und Sehnsüchten.

Hier, den Blick gesenkt, verwirklichen wir nur die Träume der anderen, tragen zu ihrem Leben bei, nicht zu unserem. Tragen ihre Lasten auf unseren gebeugten Rücken, denken ihre Probleme mit unseren zugemauerten Köpfen.

Haben Angst, Fehler zu machen, zu stolpern, zu fallen, zu versagen, in den Augen der anderen, und inzwschen auch unseren, zu sehr haben wir übernommen, verinnerlicht, was uns jahrelang von den falschen Propheten gepredigt, von den falschen Vorbildern vorgelebt wurde.

Aber wer nicht stolpert, hält nicht inne, stellt nicht infrage. Wer nicht
stolpert, lernt nicht. Wer nicht lernt, entwickelt sich nicht, wächst
nicht, an seinen Herausforderungen, den Herausforderungen, denen er sich selbst stellt, selbstbewußt und selbst/ständig.

Wollen funktionieren, um zu funktionieren, funktionieren, um geliebt zu werden, oder was wir dafür halten. Funktionieren, um unseren Platz, dieses kleine Rädchen im Getriebe, nicht zu verlieren, nicht das Ganze ins Stocken zu bringen, nicht Aufmerksamkeit zu erregen und herausgepickt zu werden, für immer. Gehen zu müssen.

Statt wir unvernünftig sind, statt wir aufschauen, den Kopf stolz heben und den Blick, das Auge klären, die Sinne, den Verstand. Statt wir sehen, was die anderen nicht sehen, erkennen, was die anderen nicht erkennen.

In die Ferne schweifen, mit den Augen, mit Herz, Hirn und Bauch. Neue Horizonte entdecken, das gelobte Land. Weite, Vielfalt, Kreativität, Innovation, Wohlstand. Die eigenen Grenzen hinausschieben, den Blick schweifen, die Gedanken kreisen lassen.

Endlich wieder den Wald vor lauter Bäumen sehen, Zusammenhänge erkennen, Muster beschreiben, Geschäftsfelder entdecken, Lösungen finden.

Unser Rückgrat beugen, strecken und stärken. Mutig längst ausgetretene Pfade verlassen, neue Wege beschreiten. Etwas wagen. Da kann man ruhig auch mal stolpern. Das Kribbeln fühlen. Das Feuer in uns allen. Genießen. Unvernünftig genannt werden. Freiheit. Selbstbestimmung. Selbstverwirklichung …