IMAGINE eine Welt, in der wir nicht länger die Kaffeemilch in unserer Stadtbibliothek stehlen – 006

Gestern* eröffnete mir die Bibliothekarin, dass nun leider Schluss sei mit der frei zugänglichen Kaffeemilch. …

Warum bloß zerstören wir all die Orte, die wir ob ihres sozial-empathischen Mehrwertes, ihrer evolutionären Schönheit, unserer neandertalschen Prägung doch gar nicht missen möchten?

Wir werfen im schönsten Wald Tempotücher und Bonbonpapiere gleichgültig weg. Hinter uns, damit unser Müll unsere eigene Naturerfahrung nicht stört. Hinter uns die Müllflut.

Wir lassen beim wilden Grillen an der Biegung des Flusses, auf der Lichtung des Waldes Würstchenverpackungen, leere Chipstüten und Bierflaschen achtlos zurück. Blickten wir hinter uns, erstarrten wir wie Lots Frau.

Wir hinterlassen an der idyllischsten Raststätte Coladosen und McDonald’s-Tüten auf Tischen und Bänken einen Meter vom Abfalleimer entfernt. Was echauffierten wir uns, wären wir die nächsten, die dort sitzen wollten.

Wir entsorgen an jeder Autobahnauf- und -abfahrt, in allen Kurven, die uns zur Langsamkeit zwingen, unseren Müll, leeren an jeder Ampel unsere Aschenbecher. Die Stadt wird sich schon kümmern.
Dabei sind wir die Stadt. Wir sind das Land. Die Gesellschaft. Wir sind das Gemeinwohl, das wir so eindrucksvoll vermissen.

Wir parken allüberall in zweiter Reihe, auf Frauen-, Familien-, Behindertenparkplätzen, Bürgersteigen, Fahrradwegen. Sollen die anderen doch gucken, wo sie parken, gehen, radeln, bleiben.

Wir stehlen unseren Drogerie- und Supermärkten, Hotels, Krankenhäusern und städtischen Einrichtungen, was nicht niet- und nagelfest ist. Wir stecken selbst in der Stadtbibliothek, in der wir so gerne gemütlich Kaffee trinken, Milchdöschen, Zucker, Löffel ein. In Kauf nehmend, dass diese Angebote aufgrund unseres Handelns in Nullkommanichts wieder eingestellt werden, alle anderen darunter ebenso wie wir leiden werden. Egal, Ego!

Wir handeln im Kleinsten wie die Größten, wie fossile und TOXische Erdzerstörer, wie Wasserdiebe, Flaschenabfüller und dies horrend-teuer Verkaufende, wie Tiere Quälende, wie Natur und Menschen Ausbeutende, Zumüllende und Vergiftende, wie die Groß/Aktionärïn, die raffend wegschaut.

Wir lernen von all ihnen, allein an uns zu denken. Auszubeuten und zu zerstören, was uns und unser Leben auf dieser Erde erst möglich macht.
Wir treten diese Erde, alles was wir an und auf ihr lieben, mit Füßen. Treten am Ende alles, was wir haben mit Füßen.

Wer sind wir, dass wir selbst auf dem Weg zur Hölle noch eine Abkürzung suchen?

Wer sind wir, dass wir uns über die Erde, die Werte einer modernen Gesellschaft, jeden einzelnen Mitmenschen, die Ungeschriebenen Gesetze, den Kategorischen Imperativ so arrogant erheben? Dass wir Erziehung, Zivilisation, Kultur, unsere Nächsten so unendlich weit hinter uns lassen?

#whywouldanybodymissyou


* Repost vom 08. August 2023 als eine von 999 simplen Ideen.


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