Meine Spendersuche in den Datenbanken der Welt ist beendet. Gleich zwei Spender könnten mein Leben retten. Beide passen nicht perfekt. Meine Überlebenschancen sinken damit um beeindruckende 30 Prozent. Let’s do it!
Das ist schon ein seltsames Gefühl, wenn man 6 Wochen warten muss, ob man eine faire Chance auf ein weiteres Leben bekommt. Fair, weil in meinem Falle jede Alternative zur Stammzelltransplantation nur ein fauler Kompromiss wäre.
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Zum Glück hat mir die Ungewissheit nichts ausgemacht. Appetit und Hunger hatte ich mehr denn je. Während andere ob zerfetzter Mundschleimhaut oder übermäßigen Platingeschmacks nichts aßen, musste ich immer noch nachts gegen 0400 eine zusätzliche warme Mahlzeit verspeisen. Mit einem Joghurt oder einer Banane als Dessert. Im gleissenden Neonlicht des Stationsflures. In einem gemütlichen Rollstuhl.
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Die Grünen Damen hatten die geniale Idee, für mich nach Sergiy zu suchen. Sie fanden ihn in der Quarantäne, er war mir ein, zwei Monate voraus. Schon viel zu lange dort, das verhieß nichts Gutes. Was sich spätestens mit seinem allzu frühen Tod im Herbst 2013 bewahrheitete.
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Die wenigen Tage zwischen Krebsstation und Transplantations-Quarantäne verbrachte ich ua. beim Notar, um Vollmachten und Patientenverfügungen zu unterzeichnen, denn jetzt wurde es wohl so richtig ernst.
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Den Respekt vor der Chemotherapie hatte ich auf gewisse Weise verloren. Das ist wohl wie bei der ersten Fahrt auf einer Geisterbahn.
Jetzt aber stand mir der richtige Horror erst bevor: allogene Stammzelltransplantation unter Quarantäne.
Wir töten Sie dreimal, einmal via Chemo, einmal via Strahlentherapie, einmal mit Antikörpern vom Kaninchen. Sie sind fit, Sie schaffen das. Je toter Sie sind, desto größer die Chance, dass auch der Krebs dabei draufgeht, und Sie höhere Überlebenschancen haben. Mal flapsig formuliert.
Drei Leben. Game over? Oder ein neues Spiel!?