Wiwo-Kolumne ‘Berühmte letzte Worte’, 38: Vergessen ist so wichtig wie Lernen

Wiwo-Kolumne ‘Berühmte letzte Worte’, 39: Vergessen ist so wichtig wie Lernen:

“Der einzige nachhaltige Wettbewerbsvorteil ist die Fähigkeit, schneller zu lernen als die Konkurrenz”, sagte bekanntlich schon der ehemalige Topmanager Arie de Geus. Heute können wir aus der (eigenen) Vergangenheit nur noch wenig lernen. Denn dafür dreht sich die Welt inzwischen zu schnell.”

“Flapsig könnte man die zentrale Aufgabe von Unternehmen, Organisation und Führung mit “Vergiss es!” zusammenfassen. Man kann behaupten, die wichtigste Kompetenz einer Lernenden Organisation ist das Vergessen. Das Löschen der alten Lektionen – idealerweise durch das Überschreiben mit neuen.

Mit anderen Worten: Vergessen ist so wichtig wie Lernen. Vergessen ist eine Kunst für sich – die vor allem sieben Regeln beinhaltet:

  1. Entscheidet, was Ihr vergessen müsst! Nämlich alles, was Euch nicht hilft, einen Unterschied zu gestern oder zum Wettbewerb zu machen. Alles, was Euch nicht hilft, Wert zu kreieren. Alles, was Euch nicht hilft, dafür zu sorgen, dass man Euch wahrhaft vermisst.
  2. Geht an einen Ort, an dem Talent, Technologie und Toleranz im Überfluss vorhanden sind.
  3. Vergesst Eure Büromöbel, Eure Schreibtische, Teppiche, Firmenwagen und tollen Felgen. Vergesst Eure veralteten Ziel- und Bonussysteme, Strukturen, Silos und Prozesse.
  4. Erinnert Euch an die Gründer Eures Unternehmens: wie sie einst begannen – bevor sie zufrieden wurden, gemütlich und nachlässig. Ehe sie ein Management beriefen, das die Durchschnittlichkeit einläutete, allein weil es wie ein Management und nicht mehr wie ein Gründer dachte. Inhaliert die Philosophie der Gründer.
  5. Erinnert Euch an Albert Einstein, der überzeugt war, dass man die bestehenden Probleme nicht mit dem Denken lösen könne, dass diese Probleme erst verursacht hat. Sucht Euch also neue, nicht betriebsblinde, talentierte Denker. Seid es idealerweise selbst, aber überschätzt Euch nicht, das wäre fatal.
  6. Nehmt Euch ein weisses Blatt Papier und richtet Euch am denkbar relevantesten Nutzen aus. Am Kunden, am besten Service, am grössten Spaß, an den herausforderndsten Aufgaben.
  7. Welche Kompetenzen würden in Eurem ersten Raum gebündelt sein? Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Hier entsteht die Blaupause Eurer neuen Brillanz und Relevanz.

Ob das nachhaltig Bestand haben und erfolgreich sein kann? Ich bin davon überzeugt. Je mehr Neues und Spannendes wir sehen, desto eher vergessen wir das alte. Je weniger wir immer wieder die alten Geschichten aufwärmen, desto schneller verblasst die Erinnerung an sie. Je weniger wir uns im eigenen Saft drehen, desto knuspriger bleiben wir.

Je weniger wir in Silos denken, desto durchlässiger und aufnahmefähiger werden wir für Neues. Je stärker wir das Neue, Neugier und Wissbegier in unserer persönlichen DNA und unternehmerischen Kultur verankern können, desto erfolgreicher werden wir uns wandeln können. Je erfolgreicher wir werden, desto weniger trauern wir dem Alten nach. Je weniger wir dem Alten nachtrauern, desto schneller vergessen wir, denken und erfinden uns kontinuierlich neu.” > die Kolumne lesen.

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