LEGO, Bildung, Kinder? Hier irrt die WELT! – Mit gefährlichen Konsequenzen für Bildung, Arbeit, unser aller Zukunft

Es ist nur eine Randnotiz, aber sie zeigt eindrucksvoll, warum wir uns mit Kreativität und Innovation in D so schwer tun: verharren wir doch in längst obsoleten (Denk-)Strukturen – und bestätigen uns darin gerne immer wieder selbst. Diesmal Fr Spoerr in der WELT. Oder ist das Satire?

| Awake. [Be Independent]
“Ein Spielset von Lego aufzubauen ist pädagogisch und didaktisch mit dem guten alten und zu Unrecht in Verruf geratenen Frontalunterricht vergleichbar. Es herrscht Stille und Konzentration. Einer gibt Anweisungen, die anderen befolgen sie. Jeder Schritt baut auf dem vorherigen auf, jedes Abweichen vom Plan wird bestraft: mit Scheitern.”

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: “Einer gibt Anweisungen, die anderen befolgen sie. Jeder Schritt baut auf dem vorherigen auf, jedes Abweichen vom Plan wird bestraft: mit Scheitern.”

Aus welchem Jahrtausend schreibt uns Fr Spoerr? Haben wir das Anweisungen-geben-und-diese-befolgen nicht längst hinter uns gelassen? Haben wir nicht längst – und dennoch viel zu spät – erkannt, dass wir derart die Probleme der Gegenwart nicht bewältigen können? Geschweige die der Zukunft?

Das Abweichen vom Plan zu bestrafen ist entsprechend kontraproduktiv, da wir idealerweise keinen dezidierten Plan, sondern Visionen, Ziele, Strategien formulieren, die daraufhin kreativ, effektiv, innovativ zu erreichen sind. Immer wieder rollierend zu optimieren, den Realitäten anzupassen sind. Idealerweise müssten wir gar das Abweichen vom Plan – wenn es denn geboten ist – belohnen.

“Nur wer bei Lego das Anweisungsheft Seite für Seite befolgt, niemals zu früh, niemals zu spät umblättert, wer geduldig die richtigen Teile sucht und sie, Stück für Stück, Tüte für Tüte, in der vorgegebenen Reihenfolge verbaut, wird am Ende das bekommen, was er herbeisehnt, die Spielküche, den Millennium-Falken oder die Ritterburg.”

Ohoh, dank LEGO würden aus uns – folgten wir Fr Spoerr auf ihrem Irrweg – statt neugieriger, kreativer, phantasievoller, innovativer, die Welt infragestellender kleiner Menschen eher kleine Roboter, die auf Knopfdruck funktionieren. So aber werden wir die Herausforderungen der KI keinesfalls meistern. So werden uns höchstens sogar die Roboter auslachen, da wir umgekehrt ihre Drecksarbeit machen.

| Grow. [Be Brilliant]
… “Ja, Kinder lieben die Unkreativität von Lego. Sie lieben Halt und Struktur. Sie lieben Erfolg und Ergebnisse. Sie lieben es, sich Mühe zu geben, …”

Warum sollte irgendein Kind “Halt und Struktur” lieben? Kinder lieben Abenteuer, sie wollen spielerisch und neugierig ihre Welt erkunden, sie wollen ihre eigenen Fantasien leben, spielen, malen, kreativ realisieren. Sie wollen selbst Lösungen für die Probleme der Welt finden.

Natürlich lieben Kinder Erfolg, aber ihren eigenen. Ihre eigenen Ergebnisse. Hat Fr Spoerr noch nie mit Kindern über deren Sicht der Welt und deren richtig und falsch, etc. gesprochen? Da können Erwachsene noch etwas lernen.

| Inspire (the Next)! [Be Relevant]
Dazu brauchen Kinder empathische und kluge Eltern, die sich an ihre eigene Kindheit erinnern. Eltern(teile), die Zeit mit ihren Kindern verbringen und sie nicht vor das iPad, Fernseher oder einen vergleichsweise langweiligen und wenig herausfordernden LEGO-Bauplan setzen.

Eltern, die mit ihren Kindern zusammen noch Bauklötze staunen können. Die noch Luftschlösser bauen können und Maschinen zur Rettung Nemos und seiner Freunde.

Eltern, KiTas und Schulen, die erkannt haben, dass es später für die Kids auch keinen Bauplan gibt! Eltern, KiTas und Schulen, die verstanden haben, dass ihre Kinder nicht lernen müssen, einen (Bau-)Plan sklavisch abzuarbeiten, sondern selbst einen (Bau-)Plan zu kreieren!


“Playmobil und Lego. Ritterburgen und Cowboy- und Indianerfiguren. Alles gemischt. Jeder brachte etwas mit. Das waren immer große Feste der Fantasie.”, kommentierte ich obigen LEGO-Post bei FB (könnt Ihr auch gerne).