Come on, lieber GWA/#WhatsNextAgencies “Unsere Werbung ist das beste Werbemittel für die Branche”? – Feels like the Gegenteil, sorry

Nach Anteil von Frauen in Führungspositionen von 18% auf beeindruckende 44% gestiegen” nun also “Unsere Werbung ist das beste Werbemittel für die Branche” – beides leider schnell relativiert.
Sich selbst schönzuschreiben, ist das Gegenteil ehrlicher Kommunikation. Aber das ist eine andere Geschichte.

Diesmal war Till, CCO & Partner, zu Gast bei der wundervollen Kim und #WhatsNextAgencies.

Gefühlt zum 123-ten Branchen-Male fragt man sich: “Warum fehlen uns die jungen Talente und wie können wir sie für die Agenturwelt begeistern?”.
Till liefert “drei wichtige Ansatzpunkte”:

1. “dass unsere Werbung selbst zu einem Werbemittel für die Branche werden kann, …”.

Da geht sie hin, die tolle Headline: “werden kann” – nicht “ist”. Welch ein Riesenunterschied. Soviel Ehrlichkeit tut gut, Till.

Zu dieser Ehrlichkeit gehört für mich auch, dass unsere Werbung seit vielen Jahren so schlecht, langweilig, wenig kreativ(sic) ist, dass sie die Jungen wohl abschreckt, in die Werbung zu gehen, nahezu jeden abschreckt, Werbung zu sehen. Da helfen selbst jährlich 400 Nägel des (eher provinziell-kreativen) ADC nicht.

“… besonders, wenn sie organisch in die Popkultur eingebunden ist.”
Hm, unsere Werbung finde ich gerade dann schlecht, wenn sie versucht, sich organisch in die Popkultur einzubinden. Oft anbiedernd. Vielleicht weil Agenturen allzu selten ‘organisch in die Popkultur eingebunden’ sind?

“Die Idee ist, dass unsere Werbebotschaften so fesselnd und authentisch sind, dass sie die jungen Talente von sich aus ansprechen und neugierig machen.”
Verrückte Idee, oder? Lasst uns Mars und Venus besiedeln!

Definiere “fesselnd” (Duden: “aufregend, packend, spannungsgeladen”). In welch remoter Zukunft liegt eine entsprechende Kommunikation?

Definiere “authentisch” (Duden: “echt; den Tatsachen entsprechend und daher glaubwürdig”). Soll Werbung etwa plötzlich die Wahrheit sagen über Marken? Über diese allzu oft (fossilen) Erdzerstörer, Tierquäler, Menschen-krank-und-abhängig-Macher?
Wäre mega – Kreativität mit Haltung. Finally.

Zudem: die jungen Talente sind 18, 20, 24 Jahre. Wie ‘alt’ sind dagegen Eure Kreativen? Und wie mutlos sind die Entscheidungsträger Eurer Kunden?
Für gute Werbung müsste man 95% dieser Kunden-CMOs+ auswechseln.

2. “Ein weiterer Aspekt, den Till anspricht”: “eine Imagekampagne, …”!

Eine Imagekampagne? Muss die nicht noch eindrucksvoller am obigen Spagat (Junge Talente 18, 20, 24 Jahre. Wie ‘alt’ sind Eure Kreativen?) scheitern?

“… da die Aufgaben der Agenturwelt unglaublich kreativ und vielfältig sind, aber das bisher nur den wenigsten bekannt ist.”
Oh, das war selbst mir nicht bekannt.

Definiere “unglaublich” (kreativ und vielfältig) – aber vielleicht unterstellt Till die laut Duden erstrangige ‘unglaublich’-Bedeutung: “unwahrscheinlich und daher nicht bzw kaum glaubhaft”.

Habt Ihr zB die ‘Why Agencies?’-Clips des ansonsten grandiosen Phillip gesehen? Die sind wenig “fesselnd”, “kreativ”, “vielfältig”, eher bürokratisch-beamten-like “Berufsbilder in der Kommunikation”.

Ergo sollten allein die heutigen jungen Talente die Kampagne für morgige “junge Talente” entwickeln, oder? Nicht GWA-Vorständïnnen, nicht mental Graue, Weiße, Alte Männer in Agenturen … ebenso gerade nicht die branchen-berühmten jungen Vorzeigetalente. Sie denken längst wie die Alten, sonst würden sie nicht gehyped.
Ich empfehle dazu besonders Chiara (à la ihrer grandiosen letzten Minute beim wundervollen Mirko).

3. Lt Tim sollen Agenturen “stärker mit Unis und Hochschulen kooperieren”.

Seit 2002(!) plätschert die wundervolle Junior Agency vor sich hin. GWA und Branche verschenken bis heute deren wahres Potential. Mal gegoogelt oder bei Insta geschaut? Tränen.

Oder Agency Cup und Clash of Agencies. Beide top. Aber warum batteln nicht beide (auch) gegen Studierende oder Abschlussklassen – da es doch Nachwuchsprobleme – und Berührungsängste(?) – gibt?

A propos verschenkte Potentiale:
Seit zehn Jahren trendet Nachhaltigkeit – Ihr veröffentlicht erst 2023 den ‘GWA Green Guide’???
Seit vielen Jahren trenden Influencer – Ihr startet erst 2023 mit ‘Influencer und Creator Marketing’???

Seit wann ‘trenden’ Gendergerechtigkeit? Gehältergerechtigkeit? Altersgerechtigkeit? Stress, Burnout/Depression, Krankheit, Inklusion?
Eure 2023er-Studie legt dazu ein trauriges Zeugnis ab.
Corporate Social Responsibility?
Kompetitive Einstiegsgehälter für junge Talente???

Wenn weder GWA noch Mitgliedsagenturen auf der Höhe dieser Zeit sind, warum sollten Euch junge Talente “fesselnd”, “vielfältig”, “kreativ” finden?

Ihr könnt das besser. Ich weiß das.


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