Wie Pastorin Lucie, die Feuerwehr, ich, Dr Schweizer und die Freunde des Schlosses Benrath einmal eine Gans vor dem Tode retteten – 002

(Natürlich gibt es keine Fotos, dafür war die Aufregung aller viel zu groß.)

“… Kanadagans, deren Beine mit einer hellblauen Nylonleine vertäut sind. Sie ist auf dem Spiegelweiher gefangen. Sie ertrinkt, wenn wir sie nicht befreien”, so Lucie, Pastorin, wie sie sich mir später vorstellte, am Handy.

Ihre Worte, im Vorübergehen aufgeschnappt, ließen mich helfen wollen. Wir warfen uns also Ideen, wer noch helfen könne, zu. Erstaunlicherweise fühlten sich weder Tiervereine noch Tierärzte zuständig, eine Gans aus ihrer Not zu erretten.

Als Dr Schweizer, der Freunde des Schlosses Benrath um den Weiher führte, auf meine Frage auch die 112 als Ultima Ratio ins Spiel brachte (die Freunde nickten zustimmend), wagte Lucie diesen letzten Versuch. Die Leitstelle war höchst einfühlsam und sandte stante pede zwei Retter mit Fangköcher und sonstigem Befreiungswerkzeug. Vergebens versuchten wir fast alles.

Um die Gans damit vom Weiher zu locken, bat ich schließlich eine junge, mit Kinderwagen joggende Frau um etwas Brot.

Die ersten Krumen verschmähte unsere Gans. Als ihr die anderen Gänse auch die nächsten Krumen vor dem Schnabel wegschnappten, erahnte sie deren gustatorisch-nahrhaften Wert und kämpfte sich trotz Schnurschmerz mit letzter Kraft in die erste Reihe der Gänsegruppe vor.
In unsere rettetende Nähe und Hände wollte sie jedoch noch nicht so recht.

Analog uns allen bekannter filmischer Spannungsbögen setzten wir unsere verbleibenden drei Krumen voller Bedacht bis zum allerletzten ein.
“Die Schnur ist ab. Sie versinkt!”, riefen ein Feuerwehrmann und ich plötzlich wie aus einem Munde. Die Schnur versank, nicht die Gans.

Die Gans war frei. Im doppelten Sinne. Nach kurzer Sammlung schwamm sie wieder behände und mit stolz gerecktem Hals als wäre nichts geschehen.

Unsere einvernehmliche Rettungslogik: die Krumen motivierten die Gans zu eben noch ungeahnter Kraft. Ihre hungrig-verzweifelten Bewegungen sprengten ihre Fesseln und gaben ihr die Freiheit zurück.

Das Leben aller Beteiligten konnte – ein wenig stolz und ein bisschen glücklicher ob der Guten Tat – weitergehen.

Während wir noch aufgeregt schnatterten, schwamm unsere Gans die Hälfte des Weges vom gegenüberliegenden Weiherufer auf uns zu, schaute uns schweigend dankbar an, und drehte nach einem Wimpernschlag des Innehaltens wieder zu ihrer Gruppe ab.

Aber das behalten wir für uns. Das glaubt uns eh niemand.

|

#whywouldanybodymissyou