Die GWA-Diversity-Studie ist eine der wichtigsten Studien der Branche und des Jahres. Sie sollte entsprechend optimal repräsentativ, maximal divers, minimal misleading sein.
Leider ist bereits die sehr kleine Anzahl teilnehmender Mitglieds(!)-Agenturen eine Art Ohrfeige für die engagierten Verantwortlichen Claudia & Laura – und die darauf basierende PR-Headline wirklich misleading. Das hat der GWA doch nicht nötig:
“Mehr Frauen in Führungspositionen in Agenturen”, Chart 5/10 (beispielhaft).
Mehr Frauen … in 33.000 deutschen Agenturen? – Nein.
Mehr Frauen … in 1.000 Agenturen, die um der Repräsentativität willen befragt wurden? – Nein.
Mehr Frauen … in knapp 140 GWA-Agenturen? – Nein.
Nein, “Mehr Frauen in Führungspositionen in” 19(!) teilnehmenden Agenturen.
Zähle ich richtig, sind ebenso viele Agenturen in Vorstand und Young Board des GWA: 19.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Danke daher an GWA-Vorständin Kim Notz, die bei Li schrieb: “Bei aller spontanen Euphorie: Die Zahlen basieren auf Angaben von (nur) 19 GWA-Agenturen”.
Zudem gibt es einen derartig großen Wermutstropfen, dass er eine Flasche Martini Rosso füllen könnte, Chart 11:
“Die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen liegen auf dem C-Level bei 22.000 € pro Jahr, auf der zweiten Führungsebene bei knapp 20.000 €”.
Von Equity kann also in den 19 Agenturen keine Rede sein. Wie schlimm müssen da erst die Agenturen dastehen, die ihre Daten – aus Gründen – nicht zur Verfügung stellten.
Dazu detaillierend, das Salz tiefer in die Wunde reibend, Chart 12:
“Männer verdienen vor allem in der Kreation, im Social Media Management und Strategie & Beratung deutlich mehr”.
Wäre dies nicht die richtige Überschrift für die Pressemitteilung? Also zumindest, wenn man etwas ver/ändern, und nicht nur sich selbst feiern wollte. Es gibt nichts zu feiern.
A propos ‘Diversity’ overall:
“90 Prozent haben eine deutsche Staatsangehörigkeit.”
Spannend. Doch was sagt das über die Qualität der Diversity in den 19 Agenturen? Ist dies ein Maß für ‘Einfalt’ oder doch Vielfalt?
Eine weitere Aussage, die man sehr unterschiedlich interpretieren kann:
“Bei den untersuchten Agenturen gibt [es] fast keine Mitarbeitenden mit Behinderungen: Bei lediglich 0,3 Prozent der Belegschaft ist eine Beeinträchtigung in der Personalakte vermerkt.”
Kann man gut finden, ich finde es eher bedenklich schlecht im DEI-Sinne.
Da ist nur folgerichtig:
“Gut 60 Prozent haben keine Diskriminierung erlebt”
Klar, siehe oben ist da niemand, den man diskriminieren kann.
Bleibt die Frage im Umkehrschluss: Wieso ‘erleben’ (interessante Wortwahl) immerhin 40 Prozent Diskriminierung, obwohl es nahezu niemanden mit Behinderung gibt und 90 Prozent eine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen?
Mein Lieblingschart (46): “Fast zwei Drittel der Befragten – auch derer in Agenturen – sehen eine Verantwortung der Kommunikationsbranche für den gesellschaftlichen Diskurs über Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion”.
> Wäre das nicht die richtige Überschrift für die Pressemitteilung? > zumal hier 500 Menschen befragt wurden, nicht 19 Personalbuchhaltungen und Geschäftsführungen allein Daten lieferten.
Leider dann doch nicht die beste Headline, denn bisher heißt es in Agenturen zu “Welche Maßnahmen ergreift ihr Arbeitgeber um Vielfalt, Gleichstellung, Inklusion zu fördern”:
“Keine Maßnahmen: 40,0%
Weiß nicht: 31,9%”.
Knapp 72 Prozent in der traurigen Summe.
Warum wird mit der Studie nicht der Finger in die Wunde der Branche gelegt? Warum feiert man sich lieber selbst – mit denkwürdigen Ableitungen?
Warum beteiligen sich so wenige Agenturen? Warum fühlt sich nicht jede GWA-Agentur verpflichtet, diese Zahlen zur Verfügung zu stellen?
Die Studie ist schließlich eine der wichtigsten Erhebungen der Branche, einer der wichtigsten Aspekte des Employer Branding, der Agenturkultur, eine der Grundvoraussetzungen einer innovativen und exzellenten Kreativität.
Wie soll sich Diversity verbessern, wenn das GWA-DEI-Netzwerk nahezu ein Geheimprojekt ist, die allermeisten Agenturen lustlos-gleichgültig sind, der GWA nicht auf die Idee einer DEIversity(!)-Kampagne kommt, und darauf, diese Kampagne von den größten Kunden der GWA-Agenturen sponsern zu lassen. Oder von den Medien. Stroeer, RTL, PRO7.
Warum gibt es immer noch keine Open Source Datenbank aller DEIversity-Präsentationen, -Pläne, -Strategien, -Erfahrungen der Agenturen? Gerne in Koop mit W&V oder Horizont:
“Warum muss jedes Unternehmen das Diversity-Rad neu erfinden?
Warum Fehler wiederholen, aus denen andere bereits lernten? …”.
Fragen über Fragen.
Was soll ich sagen.
Keine Agentur ist eine Insel – aber jede könnte ein Leuchtturm sein.
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